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Skitouren im Rätikon…

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…oder sollte ich besser sagen eine Reise mit vegetarischen Genüssen und prickelnden Verführungstipps. 😉

Bereits im Januar beschloss ich mit Lisa, dass es doch echt lustig wäre dieses Jahr nochmals mit Daniel auf Skitour zu gehen. Hatten wir doch letztes Jahr auf dem Neuhornbachhaus, wo wir beide intensiv durch ihn ins Skitourengehen eingeführt wurden, jede Menge Spaß beim mitternächtlichen Rodeln und bei den diversen Spitzkehren. Noch heute denke ich bei jeder Kehre an den Spruch dieser Tour „Einfach hängen lassen“, der locker auch als Antiwerbekampagne für Viagra dienen hätte können.

Also schrieb ich im Januar Daniel an und fragte, ob dieses Jahr eventuell etwas zusammen geht. Vorbildlich wurde ich sofort auf zwei von ihm ausgeschriebene Touren des DAV Würzburg hingewiesen, nur in der närrischen Zeit kann ein zugezogener Mainzer nicht auf Skitour. Da herrscht Urlaubssperre 😉

Ganz nach dem Motto: „Wenn man keine Alternativen hat, dann muss man sie sich schaffen“ wurde ein Teil der alten „Neuhornbachcrew“ aktiviert und wir fanden einen Termin im März für ein Tourenwochenende auf der Lindauer Hütte im Rätikon.

Schnell war der Rucksack gepackt und der Treffpunkt mit Iris in Nersingen verabredet. Wir wollten ja die Ökobilanz nicht noch weiter strapazieren und außerdem konnte ich Iris in diesen zwei Stunden bereits mental darauf vorbereiten was sie an diesem Wochenende erwartete. Schließlich war sie die einzige neue in diesem Team. Judith, Lisa, Jörg, Daniel und mich könnte man ja fast schon als eingespielt bezeichnen. Wie sich spätestens beim abendlichen Aufstieg zeigte, konnte sie sich dank ihrer jugendlichen Stimme und Art schnell in das spaßige Team einfinden und dieses ergänzen. Eine Eisprinzessin fehlte uns nämlich noch im Bunde. 😉

Nachdem ich dank eines mitteldeutschen Mitbürgers, welcher sich einbildete seinen Anhänger mitten in einer Baustelle entladen zu müssen, um sein Gartenhäuschen aufzubauen und dann feststellte, dass dies aufgrund des durchaus großen wochenendlichen Verkehrsaufkommens nicht die beste Idee war, zwei Stunden verspätet bei Iris ankam, trudelten wir dann doch noch in der Dämmerung gemeinsam mit Lisa in Latschau ein. Judith und Jörg waren bereits seit Donnerstag vor Ort, so dass diese am Freitag von Daniel schon ausgiebig einem kleinen Warmup unterzogen wurden. Gemeinsam stiegen wir im Schein der Stirnlampen die 700 Höhenmeter auf, welche sich doch aufgrund der Länge des Tales recht ziehen. Was der Stoßtrupp vorne nicht mit bekam war, dass Lisa und Judith fleißig mit dem Wirt der Hütte flirteten und schließlich dann per Schneemobiltaxi auf einmal an uns anderen vorbei düsten. Nach gut zwei Stunden kamen wir auf der Hütte an und bekamen sogar noch etwas Leckeres zu essen bevor wir nach dem obligatorischen Weizen müde, aber voller Vorfreude auf den nächsten Tag, in die Betten fielen.

Um 6:30 Uhr klingelte der Wecker und mir schallte gleich mal oberbayerische Musik ins Ohr. Na Servus, so fängt der Morgen ja gut an, dachte ich mir und zog mir noch mal die Decke über die Ohren. Doch die Sonnenstrahlen und die Motivationssprüche von Daniel taten ihr übrigens und wir quälten uns alle aus den Kojen. Das Frühstück auf der Lindauer Hütte war gut. Von Wurst bis Käse, Marmelade und Jogurt war alles dabei, sogar frischer O-Saft wurde gereicht. Gegen 8:30 Uhr standen wir dann alle „aufgefellt“ und startklar vor der Hütte und nach dem obligatorischen LVS-Test, ging es Richtung Sulzfluh. Für heute hatten wir uns eine große Tour vorgenommen. Die Sulzfluh-Überschreitung und gleichzeitig Umrundung. Mit 1500 Höhenmeter und ca. 13 Kilometer eine durchaus größere und ernsthaftere Unternehmung.

Von der Lindauer Hütte startet die Tour hinter der Hütte auf einen kleinen Moränenrücken (noch bei bewölktem Himmel) und dann in direkter Spitzkehren-Diretissima den immer steiler werdenden Hang Richtung Drusentor hinauf.

Beim Aufstieg hat man immer wieder wunderschön die drei Türme rechterhand und linkerhand das Tagesziel mit seiner markten Nordwestwand vor Augen.

Bei traumhaftem Wetter kamen wir nach einem kurzen Steilstück, wo sich unsere Eisprinzessin erstmals ihre Skier tragen ließ ;-), am Drusentor an und wurden mit einem atemberaubenden Panorama bis nach Davos und zum Piz Palü belohnt.

Schnell waren die Felle entfernt und wir bewegten uns mehr schiebend als fahrend um den ersten Teil des Sulzfluhmassivs herum Richtung Carschinahütte. Dort wurden die Felle abgemacht, eine Teepause eingelegt und die richtig heißen Sonnenstrahlen genossen.

Der Weg führte bei bestem Wetter und frühlingshaften Temparaturen, die uns zwangen uns nahezu nackt vorwärts zu bewegen, durch eine traumhafte Pulverschneelandschaft in welcher immer wieder sehr sureal wirkende Puderzuckergipfel auftauchen.

Nach einiger Gehzeit stiegen wir zu einem Felsriegel auf. Hier ist der Übergang auf das sonst von allen Seiten steil abfallende Sulzfluhplateau möglich. Wir schnallen unsere Skier ab, verstauen diese teilweise an den Rücksäcken und stapfen den ca. 50 Meter hohen und bis zu 40-45 Grad steilen Abschnitt nach oben. Zum Glück ist hier der Schnee sehr weich, so dass es gefahrlos möglich ist die schon bestehenden Stufen tiefer zu schlagen. Bei sehr verwehten und eisigen Verhältnissen kann dieser kurze Abschnitt durchaus schnell heikel werden und macht wohl zumindest einen Pickel ggf. auch Steigeisen erforderlich. Nachdem wir alle teilweise keuchend oder wie Lisa relaxt oben angekommen sind, legen wir eine kleine Teepause ein.

Meine angeschlagene Lunge und erst kurz ausgestandene Erkältungen machen mir doch zunehmend Probleme, so dass ich mit unserer weltreisenden Asthmatikerin Judith und unserer blasengebäutelten Iris erst mal das Schlusslicht bilde während die anderen etwas voraus eilen. Hier kommt mir mal wieder der Gedanke, warum ich mit dem Bergsteigen angefangen habe und nicht mit dem häkeln. 😉 Dabei gelingen mir paar schöne Fotos.

Nach insgesamt 6,5 Stunden kommen wir dann aber alle glücklich und zufrieden am Gipfel an. Der Gedanke, dass ich lieber am warmen Kamin häkeln würde ist komplett verflogen und nachdem ich das Gipfelpanorama sehe und das obliatorische Gruppenfoto entsteht, weiß ich warum ich dies tue.

Die meisten von uns haben ihre Trinkvorräte etwas unterschätzt und sind mit diesen langsam am Ende. Lisa springt dankeswerter Weise ein und gibt eine Runde warmen Tee aus. Nur haben wir dieses Jahr schon wieder eines vergessen….den Gipfelschnaps! Das muss Herr Hug mal schleunigst auf die Packliste nehmen! Nach 15 Minuten Gipfelrast legen wir das kurze Stück zum Skidepot zurück, schnüren die Schuhe wieder fest (außer Iris, die gezwungenermaßen die Herausforderung liebt ;-)) und schwingen uns auf unsere abgefellten Skier. Es folgt eine wundervolle Pulverschneeabfahrt durch den „Rachen“. Der Rachen ist eine steile, im unteren Stück bis zu 40 Grad steile Abfahrt, durch das Sulzfluhmassiv. Dauerhaft ist man mehr oder weniger breit von tollen Felsformationen eingerahmt. Daniel gelingt es sogar als Erster noch ein paar frische „Zöpfe“ in den doch bereits recht zerfahrenen Hang zu legen, was sehr zum Leidwesen von Lisa geschieht, die den „Lumpensammler“ spielen muss und damit nicht in den Genuss unverspurten Schnees kommt. Ich fahre als vorletzter und lege bei meinen Versuchen die wellenartige Tiefschneebewegung hinzubekommen erstmal einen grandiosen Sturz hin, welcher dazu führt, dass ich meinen einen Ski inklusive Fuß maulwurfartig ausbuddeln muss. Wir fahren aus Sicherheitsgründen im Abstand von 50 Metern ab. Dadurch entstehen immer wieder schöne Verschnaufswartepausen. Nach 1,5 Stunden und einem kleinen Hindernisparcour durch die heimischen Latschenwälder, in welchen grade unsere nicht Kurzschwunggeübten doch ein paar aufregende Momente erlebten, erreichen wir den Talgrund. Hier heißt es nun anfellen und wieder 100 Höhenmeter zur Hütte aufsteigen. In der Nachmittagssonne streben wir dann durch einen kleinen Märchenwald dem wohlverdienten Weizen entgegen.

Der Abend ist dann von duschen, essen, Energiereserven mit reichlich alkohlischen Klargetränken wieder auffüllen und haufenweise amüsanten Gesprächen, Debatten und Diskussionen über die besten Gemüserezepte, die Vorzüge von Prosecco, jemische Pyramiden, Ruhebereichen in Welnesstempeln sowie Yogapositionen geprägt, welche begeleitet wurden von Gitarrespielen und dem schrägen Singen unserer gemischten Altersgruppe. Zu allem Überfluss gesellte sich dann auch noch ein bisexueller Stuttgarter zu uns und die humoristische Chaostruppe war damit perfekt.

Weit nach Mitternacht knipsen wir dann in unserem Lager das Licht aus. Nochmals an dieser Stelle Entschuldigung an die schlafenden Mitskitourengeher in den Nachbarzimmern für unsere alleinunterhaltende und debattierende Lisa und unsere haufenweisen Lachflashes. 😉

Wie zu erwarten war kamen wir nach diesem feuchtfröhlichen Abend am nächsten Tag alle nur schwer aus den doch sehr bequemen Betten. Und da war er wieder der Gedanke an das häkeln… Im Übrigen ist die Lindauer Hütte mit ihren sehr großzügigen Lagern inkl. Federkernmataratzen und Sauna durchaus eine recht komfortable DAV-Hütte.

Schließlich rafften wir uns dann doch auf und stiegen gegen 9:30 Uhr ohne die fusskranke Iris Richtung 3 Türme. Langsam und stetig schnauften wir die immer steiler werdenden Hänge immer wieder begleitet von Querungen und Spitzkehren hoch.

Der Wind blies gut, so dass es heute kälter als gestern war und die zunehmende Bewölkung kündigte den erwarteten Wetterumschwung an. Nach knapp der Hälfte und 500 Höhenmetern wollten Judith und Jörg dann doch nicht mehr weiter. Zu tief saß die Anstrengung der vergangenen Tage. Wir wollten die zwei nur ungern alleine abfahren lassen und entschieden uns daher für den Abbruch der Tour und die gemeinsame Abfahrt durch ein Gemisch aus Pulverschnee und Bruchharsch.

Alle genossen die letzte Abfahrt dieses Wochenendes dann doch sehr und wir legten unsere eigenen „Zöpfe“ in einen unverspurten Pulverschneehang. Gegen 12:30 Uhr – und damit pünktlich zum Mittag – waren wir wieder an der Hütte. Nach einem Mittagessen und dem packen der Rucksäcke, fuhren wir zügig die Rodelbahn hinunter und waren gegen 14:30 Uhr wieder an unseren Autos und ich machte mich mit Iris auf den Heimweg Richtung Würzburg bzw. Mainz.

Ein wieder mal tolles Skitourenwochenende mit einer durchaus größeren und absolut empfehlenswerten Skitour nimmt damit ihr Ende. Die Lindauer Hütte liegt wahrlich in einer tollen Gebirgslandschaft, die sicher auch im Sommer mit ihren Klettersteigen, Klettergärten und Mehrseilängentouren an den Drei Türmen einiges zu bieten hat.

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Flo
Flo

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