Gastlosen – Kalk zum Wohlfühlen
24. Oktober 2016Nepal: Land der Götter und der Berge
28. Oktober 2016Trailrun auf das Stockhorn
Es ist Samstagmittag und ich sitze bei einer Bekannten am Esstisch, trinke Kaffee und sie erzählt mir von ihrer Wanderung vor paar Wochen auf das Stockhorn. Eigentlich keine ungewöhnliche Situation, würde sich der Esstisch nicht in Bern und damit 160 km weg von meiner Wohnung befinde. Zudem ist das Wetter wunderschön. Stahlblauer Himmel, angenehme 8 Grad, der goldene Herbst lässt grüßen.
Allseits bereit für das Stockhorn
Zum Glück kenne ich mich mittlerweile besser und habe standardmäßig ein paar Gels, eine Flasche Wasser und meine Trailausrüstung im Auto, wenn ich gen Schweiz bzw. Berge fahre. Man weiß ja nie auf welche blöden Gedanken man kommt. Diesen Samstag zieht es mich auf das 2190m hohe Stockhorn. Aufgrund seiner Lage direkt gegenüber dem Berner Oberland und am Fuße des Thuner Sees gelegen, einer der schönsten freistehenden Aussichtsgipfel im Berner Oberland. Die bekanntesten Anstiege gehen entweder südseitig mit der Bahn oder ostseitig von Blumenstein hoch. Für mich war daher klar, ich will über die nordseitige, einsamere aber auch schattigere Seite hoch auf diesen Gipfel. Schließlich möchte ich auch etwas die gebirgige Einsamkeit haben.
Start in Oberstocken
Gegen 13 Uhr starte ich auf rund 700 Höhenmetern in Oberstocken an einem schönen Parkplatz am Rande einer Kuhweide. Der Parkplatz ist mittels eines handgeschriebenen Schildes direkt an der zentralen Kreuzung in Oberstocken ausgeschildert. Die Sonne strahlt mir ins Gesicht und ich laufe gemütlich in den wundervoll bunten, herbstlichen Wald. Schnell steilt der Forstweg an und ich wechsle in ein zügiges Gehen anstatt zu laufen, als sich plötzlich der Wald lichtet und ich in die Sonnenstrahlen des Talkessels hinein laufe.
Kurz bleibt mir hier der Atem weg, so schön finde ich diesen Moment! Die steile Wand dahinter und den hohen Gipfel über mir habe ich zu diesem Zeitpunkt einfach mal ignoriert.
Trailig, flowig der Sonne am Stockhorn entgegen
Als ich im Talschluss ankomme zieht sich der Trail dann ostseitig Richtung einer Alm auf einem grasigen Bergrücken hinauf. Langsam wird mir kühl, ist es nordseitig doch bereits Ende Oktober sehr schattig und der morgendliche Frost noch auf den Steinen gut sichtbar. Ich werfe ein Gel ein und ziehe den Buff enger, als ich kurz danach in Mitten der Sonne an der Alm von dem Trail ausgespuckt werde.
Wieder einer dieser Momente, den Worte kaum beschreiben können. Der Weg zieht sich nun weiter den Bergrücken hoch und folgt dann dem breiten Grat durch Geröll Richtung Stockhornjoch. In dieser Passage liegt bereits Schnee und ich muss mit meinen S-Lab Sense aufpassen um nicht auzurutschen, geht es doch steiler an der Seite hinunter als es aussieht.
Gipfelerlebnis und phänomenale Aussicht
Als ich von der schattigen Nordseite auf das Joch trete, die Sonne mein Gesicht erwärmt und sich vor mir das komplette Panorama vom Berner Oberland über Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Finsteraarhorn bis zu den Walliser Bergen und dem Weisshorn öffnet, habe ich vor Glück fast Tränen in den Augen. Genau dafür laufe ich, genau für solche Momente gehe ich in die Berge, genau dafür lebe ich in diesem Moment und in solchen Momenten ist jede Anstrengung vergessen. Ich laufe nicht für andere, ich laufe nicht, um mir etwas zu beweisen. Ich laufe für mich, für diese Erinnerung, für ein Gefühl, das mir eben dieser Moment gibt. Ein Gefühl von absoluter Freiheit.
Ich genieße den Moment und mache mich nach fünf Minuten weiter auf zum Gipfel. Hier treffe ich dann erstmals heute viele andere Menschen und bin nach den obligatorischen Fotos dann auch schnell wieder weg.
Downhill: 1400 Höhenmeter purer Stockhorn-Flow
Ich habe richtig Lust es rollen zu lassen.
Anfangs bin ich noch vorsichtig, muss ich doch wieder durch den Schnee. Ab der Alm rollt es dann allerdings wirklich und ich fliege in einem sehr sportlichen Tempo gen Tal. Es macht einfach nur Spaß durch den bunten Wald zu rennen, die Beine laufen zu lassen, die Musik in den Ohren zu hören…Wahnsinn! 45 Minuten später stehe ich wieder am Auto und denke mir, meine Oberschenkel werden es mir danken (was tatsächlich auch so ist).
Fazit
Ein wundervoller Kurztrip und Umweg auf dem Weg zurück nach Freiburg, wo ich abends gegen 18 Uhr dann wieder ankomme. Das Stockhorn ist wahrlich ein toller Aussichtsgipfel, den ich jedem Trailrunner aber auch Wanderer nur empfehlen kann. Die Aufstiege ohne Bahn sind allerdings allesamt lang und mit mindestens 1400-1500 Höhenmeter eher für den geübten Wanderer zu empfehlen. Die Verhältnisse sind noch gut, ich schätze aber mit den nächsten Schneefällen wird es dann oben schnell heikler.
Hier geht’s zum Awesome-Samstag-Move