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16. Oktober 2015
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Die 9 fiesesten Sicherungsfehler, die wir miterlebt haben

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Häufige Sicherungsfehler in der Halle und am Fels

Der Partnerchek sollte immer durchgeführt werden!Winterzeit ist Kletterhallenzeit, zumindest für viele von uns. Gerade diejenigen, die nicht unbedingt um die Ecke eines halbwegs wettergeschützten Felsens wohnen, haben es in der kalten, dunklen und vor allen Dingen nassen Jahreszeit schwer, ihrer Leidenschaft, dem Felsklettern zu frönen.

Was liegt da näher, als in einer der zahllosen Kletterhallen zu wechseln um das Kletterkönnen weiter voranzutreiben oder zumindest auf dem aktuellen Level zu halten, bis Petrus uns wieder passendes Outdoor-Kletter-Wetter beschert?

So geht es auch uns beiden hier im Rhein-Main-Gebiet und da wir zusätzlich auch als Kletter- und Bouldertrainer arbeiten, bekommen wir natürlich so einiges mit. Hier möchten wir euch heute ein paar Highlights in Sachen Sicherungsfehler zeigen, die wir im vergangenen Jahr draußen am Fels oder in der Halle miterleben durften bzw. eher mussten.

So praktisch Kletterhallen sein mögen, sie verleiten manchen Kletterer und/oder Boulderer doch dazu, die eigentlich offensichtlichen Gefahren zu vernachlässigen oder komplett auszublenden. Genormte Hakenabstände, regelmäßige Kontrollen der Wände usw. geben ein teils trügerisches Gefühl von Sicherheit.

Des weiteren erklären wir euch natürlich auch, was genau da jeweils schief gelaufen ist und was die Betreffenden hätten anders machen müssen!

Achtung, ein wenig Sarkasmus kann durchaus vorkommen! Alle Bilder sind selbstverständlich nachgestellt und es wurden keine Abenteuersüchtigen dabei verletzt 😉

1 – Der „Bequeme“

Ok, zugegebenermaßen nicht der dramatischste Sicherungsfehler, den man so erlebt, aber eigentlich dennoch ein No-Go.

Sichern im Chillout-Modus sollte man lassen.Am Fels oder in der Halle, immer wieder bieten sich prima Sitz- und Ruhegelegenheiten an, es sich gemütlich zu machen. Nein, nicht nur während der verdienten Kletterpause, sondern auch während dem Sichern. Warum auch schön nah an der Wand stehen und sich den Hals verrenken, wenn man es sich auf der gegenüberliegenden Bouldermatte, dem herbeigeholten Sitzsack oder draußen am Fels am nächstbesten Baum gemütlich machen kann? Sitzend oder sogar liegend sehe ich immer wieder den einen oder anderen Sichernden, mal ein kleines Kind oben am Seil, mal den Kumpel oder die Freundin.

Wie gesagt, es gibt sicherlich schlimmere Fehler, aber ein schnelles und vernünftiges „Zu-Machen“ ist in sitzender und vor allen Dingen liegender Position wohl kaum möglich!
Und seien wir mal ehrlich: Klettern ist ein im Zweifelsfall gefährlicher Sport, bei dem man vor allen Dingen beim Sichern auf größtmögliche Konzentration achten muss! Ihr seid als Sicherer verantwortlich für die Gesundheit oder sogar das Leben eures Kletterpartners! Nicht umsonst geht der Trend immer stärker weg vom klassischen Tuber und hin zu den sogenannten Auto-Tubern und Halbautomaten. Abgesehen von solchen praktischen Erfindungen, die auch mal den einen oder anderen Fehler verzeihen, sollte man aber meiner Meinung nach dennoch größtmögliche Vorsicht walten lassen und ein gewissen Maß an Professionalität an den Tag legen. Vergessen wir doch mal bitte nicht, dass da oben am anderen Ende des Seils ein Mensch hängt, meist sogar noch einer, den wir sehr gerne mögen und eben deshalb mit ihm/ihr klettern gehen! Also bitte verhaltet euch doch auch so, bleibt stehen (nah an der Wand/Fels), aufmerksam und verfallt nicht in den „Chillout-Modus“. Das könnt ihr in den Pausen noch genug tun.

2 – Die Boulderhalle – der perfekte Kinderspielplatz

Hat nicht wirklich etwas mit fehlerhaftem Sichern zu tun und dennoch sträuben sich mir jedes Mal wieder die Nackenhaare, wenn ich das hier sehe:

Die Eltern möchten bouldern gehen, aber natürlich wollen die Kinder bespaßt werden. Was liegt also näher, als die Knirpse mit in die Halle zu nehmen, da gibt es schließlich jede Menge zu sehen und zu erleben, die kleinen beschäftigen sich so quasi selbst.

Besonders toll ist es, wenn die Eltern so mit Bouldern und/oder Quatschen beschäftigt sind, dass sie völlig vergessen, auf ihren Anhang achtzugeben. Der ist nämlich oftmals noch nicht alt genug zu bemerken, wenn er gerade ungünstig oder sogar gefährlich in der Gegend rumrennt oder spielt. Bouldermatten sind zwar super, um darauf rumzusitzen oder das Brüderchen zu jagen, aber spätestens dann, wenn dem Dreijährigen (oder auch jünger, haben wir auch schon erlebt) dabei ein 80kg schwerer Boulderer auf den Kopf fallen würde, wäre es mit dem Spaß wohl vorbei!

Kletter- und Boulderhallen sind keine Spielplätze, das sollte jedem klar sein! Natürlich geben sich die Betreiber größtmöglich Mühe, solche Situationen zu verhindern und die Gäste darauf aufmerksam zu machen, aber alles kann man auch als Hallenaufsicht eben nicht sehen.
Einmal habe ich miterlebt, wie ein – eben rund 80kg Mann – nur wenige Zentimeter neben einem kleinen Kind von vielleicht vier Jahren gelandet ist. Er ist auf drei Meter aus einem Boulder geflogen und unsanft auf der Matte eingeschlagen, als der Kleine gerade angerannt kam. Glücklicherweise kam der Junge mit einem Schreck, zahlreichen Tränen und einer Standpauke des Vaters davon, aber ich möchte in keiner der drei Häute stecken, wenn es anders ausgegangen wäre. Da hätte der Papa wohl vorab mal aufpassen sollen statt hinterher zu sagen: „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht wegrennen.“

Gleiches gilt selbstverständlich auch für Kletterhallen oder den Fels. Auch hier können Kletterer, Equipment und Steine fliegen, Sicherer machen schnelle Schritte nach vorne und zurück. Das ist einfach nicht der passende Spielplatz für herum rennende Kinder.

3 – Der „Servus, wie lief’s bei euch die Woche noch?“

Der Sicherer steht unten und ist mehr oder weniger aufmerksam bei der Sache. Von hinten kommt ein Bekannter, es wird sich auf die Schulter geklopft und gequatscht. Ganz toll kommen solche Situationen allerdings dann, wenn der Sicherer dabei vergisst, dass er noch ein klein wenig Verantwortung für seinen Kletterer hat.

Ich musste das am eigenen Leib erfahren: Beim Sturz aus einem 12 Meter hohen Dach/Überhang ist meinem Sicherungspartner mit Tuber vor lauter Quatschen das Seil durch die Hände gerutscht, ich quasi ungebremst zu Boden gerauscht. Keine Ahnung, wie es mein Kumpel geschafft hat, aber er konnte das Seil wieder greifen und mein Sturz wurde ziemlich genau einen Meter über dem Boden gebremst. Ich kann euch sagen, dass das ein äußerst uncooles Gefühl ist, den Boden so schnell näher kommen zu sehen. So eine Erfahrung wünsche ich niemandem und ich habe Jahre gebraucht, um die dadurch entstandene Sturzangst wieder so gut wie vollständig abzubauen und am Limit zu klettern.

Also: Beim Sichern bitte die angebrachte Aufmerksamkeit an den Tag legen. Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass wir uns niemals kurz mit jemandem unterhalten während dem Sichern. Ihr solltet dabei aber nicht vergessen, wo die Musik spielt, gerade während euer Kletterer noch in Bodennähe klettert. Auch Auto-Tuber oder Halbautomaten entschuldigen es nicht, beim Sichern unachtsam zu werden, der Kaffeeklatsch sollte zukünftig in der Pause gehalten werden.

4 – Der Klassiker: „Partnercheck? Wofür Partnercheck?!“

Aus der Presse kennt man vielleicht das eine oder andere Beispiel, wie ein nicht oder nicht korrekt durchgeführter Partnercheck zu Unfällen mit teilweise sogar Todesfolge geführt hat. Hier aber mal ein paar Beispiele, die wir selbst miterlebt haben. Glücklicherweise sind alle glimpflich ausgegangen!

  1. Kein Knoten
    Draußen am Fels, ich bin gerade mit meiner Route fertig geworden und Flo lässt mich ab. Als er ruft, ich solle mal dem Mädel neben mir helfen, verstehe ich erst gar nicht, was er überhaupt von mir will. Ich brauche ein paar Sekunden bis ich realisiere, was hier gerade passiert. Die Dame neben mir hat ihren Knoten nicht (richtig) zurückgefädelt und ihr ist das Seil beim Klettern einfach aus dem Gurt gerutscht und zu Boden gefallen. In einer Route knapp an ihrer Leistungsgrenze hängt sie nun runde sieben Meter über dem Boden, völlig ungesichert. Sie kann sich gerade noch so mit ihrer „Nabelschnur“, ihrer Selbstsicherungsschlinge, in eine Zwischensicherung einhängen, bevor sie hinunterfällt. Völlig fertig mit den Nerven hängt sie nun dort oben, während ihr die anderen am Boden das Seil wieder hinauf werfen. Ich bleibe bei ihr und warte, bis sie ihren Knoten geknüpft hat, kontrolliere diesen noch mal und sie wird von ihrer Partnerin abgelassen.
  2. Seil falsch herum eingelegt
    Der Kletterer ist schon auf drei oder vier Metern angekommen, als ich sehe, dass das Seil im Tuber des Sichernden falsch herum eingelegt wurde. Also Bergseil unten und Bremsseil oben raus. So klappt das Bremsen leider nicht vernünftig, mal ganz abgesehen von der sehr seltsamen Bedienung, die einem eigentlich auch selbst auffallen sollte.
    Ein paar Handgriffe später übernehme ich das Sichern, der ursprüngliche Sicherer verlässt die Sicherungskette.

Einen oder mehrere dieser Klassiker haben wohl die meisten aktiven Kletterer schon erlebt.
„Ich klettere schon seit zig Jahren, ich kann das, also kann ich mir diesen lästigen und zeitraubenden Partnercheck ja eigentlich sparen!“ So oder so ähnlich müssen Kletterer denken, die los klettern, ohne einen vernünftigen(!) Partnercheck durchgeführt zu haben. Dass genau solche Leichtsinnigkeiten schon beim kleinsten Fehler fatale Folgen haben können, ignorieren sie geflissentlich oder es ist ihnen einfach nicht klar. Letzteres kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen.
Daher: Ein korrekter Partnercheck dauert keine 20 Sekunden und kann im Zweifelsfall euer Leben retten!

Ein kurzer Partnercheck verhindert, dass mit fehlerhaftem oder ganz ohne Knoten losgeklettert wird. Ein korrekter Achter sieht anders aus... Da stimmt doch was nicht. Das Seil liegt falsch herum im Tuber.

5 – Der „Wie bediene ich mein Sicherungsgerät?“

Auch einer der Klassiker, leider! Gründe hierfür gibt es wohl viele: Neu im Klettersport, die Nutzung eines bisher unbekannten Sicherungsgerätes, Unachtsamkeit, etc. pp. . Welcher hier zutrifft ist eigentlich egal, alle diese Fehler können leider fatale Folgen haben.

Fehler bei der Bedienung des Sicherungsgerätes gibt es viele, unabhängig von der Wahl des Gerätes. Hier ein paar wenige Beispiele:

  • Seil falsch herum in das Sicherungsgerät eingelegt
  • Bei Tuber-Sicherung Bremshand dauerhaft über dem Sicherungsgerät
  • „Pinzettengriff“ beim Sichern, also das Seil nicht richtig festgehalten
  • GriGri komplett mit der Bremshand umschlossen
  • Die gute, alte Verletzung des Bremshandprinzips

Am einfachsten lassen sich solche Dinge vermeiden, indem man:

  1. So uncool das klingt, aber mal einen Blick in die Anleitung des neuen Sicherungsgerätes wirft
  2. Auch gerne entsprechende Webseiten oder Youtube bemüht, um das Gerät in Aktion zu sehen
  3. Sich das Gerät von jemandem zeigen lässt, der es auch wirklich beherrscht
  4. Erst einmal unter Anleitung mit den neuen Sicherungsgerät sichert

Der Pinzettengriff reicht beim Sichern nicht aus, das Bremsseil muss mit der geschlossenen Hand gehalten werden. Die Bremshand umklammert das GriGri 2 und setzt so den Blockiermechanismus außer Kraft. Die Hand immer schön über dem Sicherungsgerät halten, dann blockiert es besonders gut. NICHT!

6 – Der „Schlappseil? Was ist Schlappseil?“

Ein oft gesehener Sicherungsfehler: Schön viel Abstand zur Wand und jede Menge Schlappseil, da kann sich der Kletterer so richtig sicher fühlen... Oder etwa nicht?Der Vorsteiger kämpft auf etwa sieben Meter wohl mehr oder weniger an seinem persönlichen Limit. Während sein Kumpel, der vermutlich halbwegs Toprope sichern beherrscht, aber ganz offensichtlich kein Sichern im Vorstieg, etwa 3,50 Meter von der Wand entfernt steht. Das Seil hängt dabei, wie es sich eben gehört für einen guten Sicherer, bis auf den Boden durch, damit sich ein Sturz wenigstens rentiert.
Ich sprinte hinüber und weise den Sicherer freundlich darauf hin, doch bisschen Schlappseil rauszunehmen und sich etwas näher an die Wand zu stellen. Daraufhin schaut er mich etwas perplex an und fragt: „Wie, Schlappseil rausnehmen?“

Ich greife also erst einmal beherzt ans Bremsseil und sorge dafür, dass der Kletterer heile wieder unten am Boden ankommt.

So, was lief hier nun genau falsch?

  1. Sollte man als Sicherer normalerweise nicht weiter als 1,50 Meter von der Wand entfernt stehen, damit der Sturzzug nach oben kommt und nicht nach vorne oder zumindest schräg vorne/oben. In letzterem Fall zerrt es euch nämlich an die Wand, was böse Folgen haben kann. Erstens verlängert ihr dadurch die Sturzstrecke des Vorsteigers enorm, das heißt die Gefahr eines Bodensturzes wird größer. Dazu kommt noch, dass ihr euch beim Anprall an die Wand verletzten und im schlimmsten Fall sogar noch das Seil loslassen könntet. Beim Sichern ohne Autotube oder Halbautomat hätte das einen Bodensturz (Grounder) zur Folge!
  2. Hat der Sicherer viel zu viel Schlappseil gegeben. Das heißt, dass das Seil nicht halbwegs stramm gehalten wurde, sondern bis auf den Boden durch hing. Das zusammen mit dem großen Abstand zur Wand sorgt ebenfalls dafür, dass sich die Sturzstrecke deutlich verlängert –> Grounder-Gefahr!

Wäre in dem Beispiel oben der Kletterer gestürzt, bin ich mir ziemlich sicher, wäre er nur Sekundenbruchteile später vor seinem Partner auf dem Boden eingeschlagen.

7 – Der „Ich fang‘ das Seil einfach wieder auf“

Beim Bremshandprinzip bleibt eine Hand immer am Bremsseil!In einer Woche hab‘ ich diesen Fehler sogar gleich zwei Mal erlebt, ein Mal im Toprope, ein Mal im Vorstieg, wobei das eigentlich keinen Unterschied macht. Beide Male musste ich mehrfach hinschauen, weil ich es erst nicht glauben konnte und dachte, ich hab mich verguckt.

Der Sichernde steht unten, sichert mit Achter oder Tuber und zieht das Schlappseil nach oben durch das Gerät. Soweit, so gut. Aber anstatt umzugreifen oder das Seil zu tunneln, lässt er es auf Kopfhöhe einfach los und es fällt runter. Die Hand geht ebenfalls nach unten und greift wieder nach dem Seil. Die Jungs, die ich in der Kletterhalle auf diesen fatalen Fehler hingewiesen habe, haben’s glücklicherweise sofort verstanden. Am Fels habe ich letzte Woche eine Gruppe Holländer gesehen, deren ältestes Mitglied auch so gesichert hat. Bei jedem zweiten oder dritten Mal Seil einholen ließ er es los. Seine Freunde habe ich darauf hingewiesen, gesehen haben sie es danach sogar selbst, aber gebracht hat der Hinweis nix. Da hilft nur ein: Die Flucht ergreifen und an einen anderen Felsteil wechseln, bevor man beim Grounder zuschauen muss.

Der Fehler?

Das „Bremshandprinzip“ wurde verletzt! Eine Hand bleibt absolut immer und zwar ohne Ausnahme am Bremsseil, also dem Ende, das unten aus dem Sicherungsgerät raus kommt! Lässt der Sichernde das Seil los und in diesem Moment stürzt der Kletterer ist ein Bodensturz mehr oder weniger vorprogrammiert!

8 – Der „Wir bringen dir jetzt mal das Sichern bei“

Ok, man mag über das Thema Kurse und „Vollkasko-Klettern“ denken, was man will, aber wenn man als Kletterer schon weitere Freunde schult, dann sollte man es auch vernünftig tun.

Ich komme gerade aus meiner Route wieder am Boden an, als ich ein paar Meter neben mir folgendes Schauspiel beobachte. Zwei Jungs wollen einer Freundin das Sichern beibringen. Einer von beiden hängt ganz oben in der Wand, also auf rund 12 Meter. Sie und der andere stehen, wie man es eben nur allzu oft sieht, runde drei oder vier Meter, also zu weit, von der Wand entfernt. Dazu kommt noch ein nicht ganz unerheblicher Gewichtsunterschied zwischen dem recht gut trainieren Kletterer und seiner zierlichen Sicherungspartnerin. Auf Kommando springt er oben ins Toprope und was nun passiert ist eigentlich klar. Sie zerrt es erst einmal die paar Meter nach vorne an die Wand, bis sie genau dort einschlägt und vor lauter Schreck das Seil komplett loslässt. Ihr Kumpel, eben noch an ihrer Seite, steht nun ein gutes Stück hinter ihr. Das Mädel und/oder das Seil zusätzlich festhalten/hintersichern? Fehlanzeige. Er schaut also mehr oder minder überrascht zu, wie sie vorne an die Wand knallt, wohlwissend, dass mit dem verwendeten GriGri2 ja nix passieren kann. Ist ja schließlich ein Halbautomat und daher idiotensicher und immun gegen Fehlbedienung.

Die Fehler im Detail:

  1. Zu großer Abstand zur Wand – Verlängerung der Sturzstrecke
  2. Großer Gewichtsunterschied, keine zusätzlich Beschwerung z. B. durch Sandsack
  3. Durch die beiden Punkte oben: Sturzzug nach vorne, Anprallen an der Wand
  4. Und das Schlimmste: Bremsseil losgelassen!

Natürlich kann man nun argumentieren, dass ein Halbautomat automatisch blockiert und dadurch dafür sorgt, dass der Kletterer keinen Grounder hinlegt. Aber auch diese Geräte lassen sich falsch bedienen, sodass sie nicht oder nicht ausreichend blockieren. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn das Mädel vor Schreck den GriGri umklammert und damit den Blockiermechanismus außer Kraft gesetzt hätte… Der Kletterer wäre nicht nur auf dem Boden, sondern vorher noch auf ihr eingeschlagen.

9 – Der „Was denn, ich steh‘ doch drauf?!?!“

Mein persönlicher Favorit! Ich komme nach einem Kurs aus dem Kursbereich zurück in die „normale“ Halle, als ich mir sicher bin, meinen Augen nicht trauen zu können. An der Wand hängt in etwa neun Meter Höhe ein kleines Kind, der Vater steht unten und „sichert“ es mit dem Abseilachter. Sichern? Ok, sichern kann man das nicht nennen. Dass der Abseilachter kein Sicherungsgerät im eigentlichen Sinne ist, lassen wir hier mal außen vor. Dass der Papa aber keine Hand am Bremsseil hat, sondern diese in den Hosentaschen stecken, das ist mir dann doch zu viel. Ich sprinte hinüber, greife energisch nach dem Bremsseil und sage ihm, dass das doch so nicht geht und er das Seil doch nicht loslassen kann. Daraufhin schaut er mich total verdutzt, unverständlich und fragend an und meint mit einem leicht verächtlichen Unterton: „Was denn, ich steh‘ doch drauf?!?!“

Ein übler Sicherungsfehler! "Ich steh' doch drauf!" - So sollte man wohl eher nicht sichern!Mein Blick folgt seiner Geste in Richtung seiner Füße und siehe da, er sichert sein Kind einfach mal mit dem Fuß! „Echt jetzt? Im Ernst? Mit dem Fuß?“ frage ich ihn und daraufhin kommt, dass das ja wohl überhaupt kein Problem sei und das Kind ja schließlich nix wiege.
Ich weise ihn darauf hin, dass das mal gar nicht geht und melde es dem Chef. Das Gespräch zwischen ihm und dem „Super-Papa“ bekomme ich nicht mehr mit, ich hab erst einmal genug gesehen und mache mich lieber vom Acker, bevor ich mich vergesse.

Der Fehler?

Na mal ganz ehrlich: Wenn ich jemandem, der auch nur einmal klettern war bzw. gesichert hat erklären muss, was hier schief gelaufen ist, dann ist Hopfen und Malz eigentlich verloren.
Für alle, die noch gar keine Ahnung von der Materie haben, sei hier wieder kurz das Stichwort „Bremshandprinzip“ erwähnt. Eine Hand bleibt immer und zwar wirklich immer(!) am Bremsseil, dieses wird wirklich niemals(!) losgelassen!
Der Fuß auf dem Stück Seil, welches am Boden liegt ersetzt dabei selbstverständlich nicht die Hand und kann einfach nur als ganz und gar verantwortungslos bezeichnet werden!

Interessante Links zum Thema Sicherungsfehler und Unfälle beim Klettern

Unser Appell an euch

Seid euch der Gefahren, die Bouldern und Klettern mit sich bringen können bewusst! Achtet darauf, dass ihr voll und ganz bei der Sache seid, wenn ihr diesen schönen Sportarten nachgeht und denkt ab und zu mal nach. Nicht jede Idee, die wir gerade haben ist auch wirklich ’ne gute Idee und es gibt nicht umsonst Regeln oder Prinzipien, die unumstritten gültig sind, wie z. B. das Bremshandprinzip! Sicherungsfehler können so einfach vermieden werden.

Wenn ihr euch unsicher seid, lasst euch ausbilden! Dabei ist es erst einmal egal, ob ihr z. B. das Sichern von wirklich erfahrenen Kletterern lernt oder in einem Kurs. Wichtig ist, dass ihr es richtig lernt und da ist eben der Knackpunkt. Gerade Anfänger können schlecht oder gar nicht beurteilen, ob der Kumpel alles richtig macht und lernen es im Zweifelsfall eben auch falsch. Beispiele dafür habt ihr ja oben genug. Hinterfragt also auch immer mal das, was ihr gezeigt bekommt. Ich sage nur: Gefährliches Halbwissen

Natürlich sind auch wir Trainer nicht unfehlbar, aber wir haben zumindest eine entsprechende Ausbildung und Prüfungen abgelegt, um euch sicher Klettern und Sichern beizubringen. So sollte das Risiko zumindest minimiert werden können. Dabei müssen selbst professionelle Kurse natürlich nicht teuer sein, macht euch einfach schlau, wo welche Kurse angeboten werden. Alle Ausbilder in Kletterhallen, beim  DAV, den Naturfreunden oder dem KLEVER haben eine entsprechende Ausbildung.

Nur mal so ein Beispiel: Ihr verzichtet ja auch nicht freiwillig auf ABS und Airbag im Auto, weil euch die Features zu teuer sind und ihr ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass schon nichts passieren wird 😉

Noch etwas zum Thema Wahl des Sicherungspartners:
Es ist kein Drama, jemanden als Sicherungspartner abzulehnen! Sollte der Fall eintreten, dass ihr euch mit einer bestimmten Person als Sicherndem unwohl fühlt, dann lasst es. Bleibt in dem Fall bei eurem bewährten Partner, damit ihr frei und unbeschwert klettern könnt. Es bringt nichts, wenn ihr euch im Seil ganz und gar unwohl fühlt und es dennoch erzwingt, weil ihr euch nicht traut dem Betreffenden zu sagen, dass ihr nicht von ihm/ihr gesichert werden möchtet.

Wichtig:
Bei allen Schreckensszenarien hier im Artikel und den genannten Links ist und bleibt Klettern/Bouldern ein sehr sicherer Sport, wenn man ein paar grundlegende Regeln kennt und, noch viel wichtiger, beherzigt! Also lasst euch nicht abschrecken und probiert es aus! Mit dem passenden Seilpartner macht es nicht nur unheimlich viel Spaß und hält fit, ihr braucht euch auch keine Gedanken um euer Wohl machen, wie der oben verlinkte Artikel des DAV zeigt.

Schickt uns eure Erlebnisse und Erfahrungen

Was habt ihr in der Hinsicht Sicherungsfehler oder Fehler allgemein beim Klettern/Bouldern so erlebt? Habt ihr auch schon solch gravierende Fails beim Sichern oder dergleichen gesehen? Hinterlasst uns unten einen entsprechenden Kommentar, wir sammeln diese und werden den Artikel dann bei Gelegenheit überarbeiten/erweitern.

 

Sollte sich jemand von den hier beschriebenen Personen angesprochen fühlen, bitte nehmt den Artikel nicht persönlich. Wir möchten hier niemanden persönlich angreifen, weder Anfänger, noch die „Vollprofis“, sondern einfach gängige Fehler aufzeigen. In der Hoffnung, dass man sie zukünftig vermeiden kann und so alle sicher klettern und vor allen Dingen sichern können!

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Dennis
Dennis
Flachlandtiroler und Bergliebhaber! Im normalen Leben IT’ler, ab und an auch Klettertrainer, aber am liebsten selbst in den Bergen unterwegs. Ob im Fels oder Eis ist eigentlich egal, Hauptsache rauf da!

27 Comments

  1. Christian sagt:

    Eine weitere Fehlerquelle habe ich bei einem „Neuling“ erlebt. Gesichert würde mit dem Grigri welches auch soweit beherrscht wurde. Beim ablassen ging es dem Sichernden zu langsam, daher würde der Hebel weiter gezogen um weniger Seilreibung zu erreichen. Das Grigri öffnete sich und der Kletterer rauscht ungebremst zu Boden. In der Panik hat der Sichernden das Grigri, bzw. den Hebel nicht losgelassen, sondern, ähnlich wie beim Auto wo man nicht die Bremse sondern fälschlicherweise aufs Gas tritt, voll durchgezogen.
    Beim vertraut machen mit einem Sicherungsgerät müssen daher auch Extremsituationen durchgespielt und geübt werden.

    • dennis sagt:

      Da stimmen wir dir voll und ganz zu!
      Sturztraining mit einem neuen Gerät gehört zum Beispiel genauso dazu, wie das Üben des normalen Sicherungsvorgangs, damit man eben auch in Extremsituationen korrekt reagiert.

      • Sven sagt:

        Es gibt da einen Spruch…schlechtes
        Klettern ist zu vergeben, schlechtes Sichern unverzeilich… Ich kann nur jedem Raten, der schlecht gesichert wird… Schieß deinen Partner sofort zum Mond!!!!

        • Dennis sagt:

          Da bin ich total bei dir! Leider sind viel zu viele Kletterer total sorglos unterwegs. Ich habe es auch schon erlebt, dass eine Seilschaft, auf die gravierenden Fehler beim Sichern mit Tube angesprochen, gar nicht erst diskutiert. Der Sicherer meinte damals einfach „Alles gut, ich hatte das im Griff.“ und der Kletterer war mit dieser Aussage fein. Da wurde gar nicht noch mal nachgefragt, was „der Typ von eben“ überhaupt bemängelt hat.

  2. Matthias Bauer sagt:

    Hallo,
    zum Thema: – Der „Servus, wie lief’s bei euch die Woche noch?“
    oder Reserve beim sichern, oder Klettern, mit Partner bei großen Gewichtsunterschied.

    Also, ich bin relative schwer mit 108kg und hier einen Sicherungspartner zu finden ist nicht so leicht. Sandsack ist doch nicht wirklich eine Alternative. Also habe ich mich mal hingesetzt um auch für mich eine Lösung zu finden. Hat ein wenig Arbeit gemacht aber ich habe sie. Ich habe eine Seilbremse (Name BAUER) entwickelt und soweit gebracht, dass ich sie in Serie bauen könnte. Meine Freunde benutzen sie sehr gerne, ist für den Vorstieg, als auch Top rope geeignet. Wie auch ich klettern manche nur noch mit der Seilbremse. Das ist wie Autofahren mit Bremskraftverstärker. Du hast einfach mehr Reserve bei der Dynamik, der Sicherer entscheidet wann Schluss ist und nicht das System Kletterer /Fall-Impuls.
    Meine Anfragen bei den Markenherstellern sind leider alle im Sand verlaufen, der Markt ist zu klein, abgesehen davon wurde der BAUER immer von Kletteren (8+,….) getestet die eigentlich keinen BAUER benötigen.
    Nun habe ich das Problem, dass die Menschen auch mit der Seilbremse an die Grenzen gehen. Dann habe ich es mit der Rechtsabteilung der Krankenkasse zu tun. Ich würde sie zu einem moderaten Preis an den Markt bringen können, aber ich weiß nicht, wie ich das Thema Sicherungsfehler abbilden soll. Versicherung, sehr teuer.
    Ich persönlich klettere mit Partnern ab 55kg und kann mich auch angstfrei 5m in das Seil stürzen, wenn es die Höhe her gibt 😉 (2m Auszug =4m + plus Schlappseil + Seildehnung)
    Ich habe schon überlegt ob ich den BAUER nur für eine Sicherung bis zum Eigengewicht zulassen soll, was der Benutzer dann macht ist sein Thema. Was sagt ihr dazu?
    Mit freundlichen Grüßen
    Matthias Bauer

    • dennis sagt:

      Hallo Matthias,

      also wir sind keine Spezialisten, was die Markteinführung von Sicherungsgeräten/Tools und die dafür notwendigen Voraussetzungen angeht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich es kaum glauben kann, dass mit deinem BAUER ein 55kg leichter Sicherer einen Vorsteiger von über 100kg problemlos halten kann, ohne zumindest mehrere Meter nach oben gezogen zu werden. Wird der BAUER irgendwie an der Wand verankert, oder wie ist die Funktionsweise?
      Auch wenn wir die jetzt leider keine konkreten Tipps geben können, würden wir uns über weiterführende Infos zu deinem Gerät sehr freuen, interessieren tut uns deine Idee nämlich auf jeden Fall!

      Nimm doch mal Kontakt zum DAV auf, eventuell auch direkt zur Sicherheitsforschung (http://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/sicherheit-sicherheitsforschung-ausruestung_aid_10410.html). Vielleicht können die dir ein paar Tipps geben, das Gerät fachmännisch auf seine Eignung testen oder sonst wie weiterhelfen.

      Gruß
      Dennis

      • Matthias BAUER sagt:

        Hallo Dennis,
        nun ist ein Jahr vergangen und die Seilbremse BAUER kann gekauft werden. Die Seilbremse wurde beim TÜV Austria, in Anlehnung der EN15151 und EN12572, erfolgreich geprüft. Die Seilbremse liegt bei verschiedenen Kletterhallen zur Erprobung.
        Die DAV Sicherheitsabteilung hat meinen BAUER zusammen mit dem OHM getestet und bekommen eine Empfehlung.
        Mit der Standardausführung der meines BAUER´s solltest du bis zum 1,6-fachen problemlos Sichern können. In der Sonderausführung „neuen“ BAUER x2 sollte es bis zu einem Gewichtsunterschied 2-fach zu sichern gehen.
        Ob ich die BAUERx2 auf dem Markt anbieten werde weiß ich noch nicht. Erst einmal müssen die Themen in den Hallen abgearbeitet werden. Da wird sich in der nächsten Zeit viel ändern.
        Schöne Grüße aus Pfungstadt
        Matthias

        • Dennis sagt:

          Hallo Matthias,

          wow, das lesen wir doch gerne!
          Es ist toll, wenn einzelne Leute den Mut aufbringen etwas zu wagen und es klappt. Glückwunsch!
          Gibt es denn Hallen in der Rhein-Main-Gegend, in denen dein BAUER zum Testen ausliegt? Ich würde mir das Teil ja gerne mal angucken.

          Viele Grüße
          Dennis

        • Helmut Karbach sagt:

          Hallo Matthias,
          ich durfte heute deine Seilbremse in der KletterBar in Offenbach testen (ein ungleichgewichtiges Kletterpaar hatte sie bei dir gekauft) und war begeistert. Da ich selbst mit 1,70m Größe nur 62 kg wiege, bin ich sehr interessiert. Wir würden sie gerne in der DAV Kletterhalle in Mainz („Kletterkiste“) mal testen – nimm doch bitte mal mit mir Kontakt auf: info [ät] kletterkiste-mainz [Punkt] de
          Viele Grüße
          Helmut (Karbach)

          • Dennis sagt:

            Hallo Helmut,

            danke für dein Feedback zum BAUER und gut zu wissen, dass man ihn derzeit schon in der KletterBar ausprobieren kann. Die Halle ist ja nicht weit weg und sowieso immer ein Besuch Wert 🙂
            Vielleicht könntest du hier noch mal kurz Bescheid geben, wenn ihr den BAUER auch in der Kletterkiste habt!?

            Viele Grüße
            Dennis

          • Helmut Karbach sagt:

            Hallo Dennis,

            die KletterBar hat den BAUER n i c h t – ich hatte dort nur zufällig ein Paar getroffen, das ihn privat gekauft hat.

            Ende November findet ein bundesweites Treffen aller Kletterhallenbetreiber statt, dort sind die Seilbremsen sicher auch ein Thema. Ich werde auf unserer Homepage bestimmt davon berichten (www.kletterkiste-mainz.de).

            Viele Grüße
            Helmut

          • Dennis sagt:

            Ups, das hatte ich anders aufgefasst, danke für die Aufklärung!

            Gruß
            Dennis

  3. Bernd sagt:

    Danke für euren Beitrag, welche ich mit großem Interesse gelesen habe. Im Web gibt es ja viele Quellen zu richtigem Sichern. Auch viele Videos zum sichern im Vorstieg in Bodennähe und dem richtigen Handling von Sicherungsgeräten. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, das gerade „erfahrene“ Kletterer oft einfach Beratungsresistent sind. Hier wird immer darauf verwiesen, das sie das schon ewig so gemacht haben und das bis heute noch nie was passiert ist. Aber alles passiert irgendwann ein erstes Mal (z.B. das ein Flugzeug in ein Hochhaus fliegt oder vom Piloten gegen einen Berg geflogen wird). Danach ist das Geschrei dann groß. Gut, man kann sich nie gegen alles absichern. Aber man kann Risiken minimieren und dazu gehört, das man immer so pedantisch und genau sein sollte, wie es nur irgend geht. Das ungenaue kommt von ganz alleine. Dann addieren sich viele kleine „Fehler“ und führen zu einem Unfall. Zudem sollte man sich neuen und fundierten Erkenntnissen nicht widersetzen. Wenn sich die Faktenlage ändert, muss das eigene Tun neu überdacht werden! Alles im Sinne der Sicherheit des Menschen der uns sein Leben und seine Gesundheit anvertraut. Denn auch ich bin oft nicht „nur“ der Sichernde, sondern auch der Kletternde. Dann möchte ich mich in guten Händen wissen.

    OMG, das ist ja jetzt eine richtige Predigt geworden :-/. Aber das musste ich mal loswerden. Viel Spaß beim klettern 🙂 Und immer gut festhalten 😉

    • dennis sagt:

      Bernd, da bin ich voll und ganz bei dir!
      Den Spruch „Das mach‘ ich immer so und es ist noch nie was passiert!“, den hab ich schon zig mal gehört und jedes Mal ist ein Mal zu viel!
      Zum Vergleich musste du nicht mal solch abstruse Dinge wie 9/11 oder den Flugzeugabsturz in den Französischen Alpen heranziehen. Ich hatte z. B. noch nie ’nen Autounfall und dennoch lege ich den Sicherheitsgurt an, damit im Falle der Fälle der arme Dennis nicht durch die Windschutzscheibe fliegt.
      Also sollte man immer mal ein Auge auf neue Entwicklungen haben und sich derer nicht kategorisch verweigern. Wer verzichtet heute noch auf den Airbag im Auto??? Das bedeutet nicht automatisch, dass schicke Oldtimer ohne auf den Schrott gehören, aber sie haben eben ihren speziellen Verwendungszweck, wie beispielsweise auch der Tuber. In Mehrseillängen finde ich ihn immer noch super, aber beim Sportklettern greife ich dann doch lieber auf die fehlertoleranteren Geräte zurück. Und das, bevor wieder jemand schreit, hat rein gar nichts mit „Vollkasko-Klettern“ zu tun sondern damit, dass ich für meinen Kletterpartner ein Maximum an Sicherheit möchte!

      Danke jedenfalls für deinen Kommentar und dir natürlich auch viel Spaß beim sicheren Klettern 🙂

      • Bernd sagt:

        Hallo Dennis,

        Danke für deine Antwort. Nun, ich habe 9/11 und der Crash in den Alpen nicht als Beispiele genommen, weil es so abstrus (=verworren), sondern weil sie so krass sind! Niemand hätte vorher daran gedacht, das so etwas möglich ist! Und doch ist es passiert … 2x … Und genau so ist das beim klettern, niemand denkt, dass dies und jenes möglich ist und doch passiert es irgendwann.

  4. Tom sagt:

    Bei #1 stimme ich generell zu. In dem auf dem Foto abgebildeten Fall aber eher nicht. Der Typ sichert toprope, aufgrund von Seilwinkel und Wandabstand ist der Umlenkpunkt wahrscheinlich weit über ihm. Wenn der Kletterer erstmal 3-5 Meter über dem Boden ist, halte ich die gezeigte Situation für sicher. Bei einem Sturz wird er hauptsächlich nach oben gezogen und nicht zur Wand, er wird den Sturz also optimal abfangen können. Im Gegenteil, durch die bequeme Haltung hat er den Kletterer wahrscheinlich sogar besser im Blick als wenn er stehen würde. Mit Halbautomat wärs natürlich noch besser.

    • dennis sagt:

      Hallo Tom.
      Wie im Text geschrieben sind die Bilder (nach-)gestellt, der Typ im Bin bin ich dem Fall ich selbst und ja, ich sichere Toprope.
      Deine Argumentation, dass die Umlenkung weit über dem Sicherer ist, stimmt, allerdings betrifft das nicht den Teil meiner Aussage, dass man beim Sichern ein gewisses Maß an Verantwortung an den Tag legen sollte. Willst du mir sagen, dass es ok ist, erst im Stehen zu sichern und sich dann, wenn der Kletterer eine gewisse Höhe erreicht hat, hinzulegen? Ab welcher Höhe wäre das dann deiner Meinung nach in Ordnung und als „sicher“ anzusehen?
      Sorry, aber dieser Argumentation kann ich nicht zustimmen. Und für den Komfort beim Sichern gibt es im Zweifelsfall auch Prisma-Brillen, mit denen man auch ohne verspannten Nacken vernünftig sichern kann.
      Beim Sichern hat man Verantwortung für den Kletterer und dieser kommt man meiner Meinung nach nicht nach, wenn man gammelnd auf der Matte oder im Sitzsack sichert.
      Gruß, Dennis

      • Tom sagt:

        Die Haltung des Körpers hat ursächlich nichts mit den Hebelwirkungen zu tun. Ausschlaggebend sind nur der Winkel des Seillaufs zum Umlenkhaken etc. Ob Du stehst oder sitzt hat da keinen Einfluss solange du nicht in der Bedienung des Sicherungsgerätes eingeschränkt bist. Das muss aber in jeder Einzelsituation beurteilt werden, genauso wie beim stehenden Sichern ja auch.

        Und ja, in unserer Kletterhalle nehme ich an einer, bzw. zwei Routen die sitzende Position ein, nachdem mein Partner eine gewisse Höhe hat. Es handelt sich um Routen im relativ starken Überhang, der Seillauf geht von meiner Sitzmatte nahezu senkrecht nach oben. Und im Vorstieg stellt sich die Frage ja eh nicht.

        Aber natürlich hast du mit deiner Aussage recht, wenn man gammeln mit Unkonzentriertheit gleichsetzt.

        • dennis sagt:

          Ich bin der Meinung, dass ein aktives Sichern im Sitzen oder Liegen nicht möglich ist. Du bist in deinen Bewegungen stark eingeschränkt und hast auch mehr oder weniger keinen Spielraum für die Arbeit mit dem Bremsseil. Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden. Ich weiß, dass ich in Sachen Sichern durchaus etwas überkorrekt bin, insofern man das bei einem so wichtigen Thema überhaupt sein kann 😉

          • Tom sagt:

            Wie gesagt, im Vorstieg gebe ich dir recht, im Nachstieg nur bedingt. Versteh mich nicht falsch, ich bin ganz bestimmt niemand, der es zu locker nimmt, im Gegenteil. In unserer Halle hab ich mich schon oft genug dumm anreden lassen müssen, wenn ich andere wegen Sicherungsfehler angesprochen habe.

            Bei der Gelegenheit ein Thema, das mich nach wie vor stört: Ich finde es nahezu unverantwortlich, dass in den Kletterhallen in den Anfängerkursen nach wie vor mit Tuber gelehrt wird. In der Bergundsteigen wurde letzten Winter zweifelsfrei nachgewiesen, in welchen Fällen es nahezu immer zu Groundern kommt, wenn ein Kletterer fällt. Gerade in der Halle, wo der Ablenkungsfaktor riesig und die Routine vieler Kletterer wenig ausgeprägt ist, sollte das Teil eigentlich verbannt werden. Dazu kommen dann solche Sachen, wie ich es letztes Jahr in Arco erlebt habe: In der (zugegeben sehr einfachen) Tour neben mir verliert ein Kletterer beim Umbau sein Sicherunggerät. Sein Partner musste ihm dann erklären, wie das Sichern mit HMS funktioniert, weil der im Kurs nur den Tuber gelernt hat.

          • dennis sagt:

            Ich glaube dir durchaus, dass du das Sichern ernst nimmst, aber in dieser Sache sind und bleiben wir wohl einfach anderer Meinung. Für mich muss ein Sicherer stehen.

            Bei der Sache mit dem Tuber gebe ich dir allerdings voll und ganz Recht! Ich bin auch der Meinung, dass der Tuber aus Kursen verbannt werden sollte, zumindest in Grundkursen Toprope und Vorstieg. Für Mehrseillängen finde ich ihn immer noch super, aber allerspätestens dann sollte man auch parallel dazu in der Lage sein, mit HMS zu sichern. Dass das im Grundkurs nicht auch noch gelehrt wird, finde ich hingegen völlig ok, es ist schon mit einem Sicherungsgerät schwierig genug für einen Anfänger, bei all den Eindrücken und Dingen, die man lernen soll, korrekt zu sichern.

        • Bernd sagt:

          Hallo Tom,

          Ich muss hier auch einfach mal meinen Hut in den Ring werfen. Bitte fühle dich persönlich angegriffen, es geht mir hier nur rein um die Sache :-).
          Was ist, wenn dein Partner aus der Wand fällt und du erst nach oben und dann nach vorne gezogen wirst? Ich habe schon selbst erlebt, das ein Sichernder dann Richtung Wand geschwungen ist und dabei andere Sichernde von den Füssen geholt hat.
          Dazu kam, das der Sichernde erheblich leichter war als der Kletterer und er einen ziemlich großen Abstand zur Wand hatte. Dadurch nahm er ordentlich „Fahrt“ auf.
          Zudem verhedderten sich dann auch noch einige Sicherungsseile. Da kam einiges zusammen. Ausser dem Schreck ist damals keinem etwas passiert.
          Jemand der sich hinlegt oder hinsetzt, wenn er mich sichert, hat mich das letzte Mal gesichert. Allerdings werde ich niemals andere als erstes auf diese spezielle Art der Sicherung ansprechen. Solange nichts passiert, wird wohl auch weiter so gesichert werden.

          Wünsche dir eine tolle Zeit und immer gut festhalten 😉

          • Tom sagt:

            Wenn ich an die Wand gezogen werde, dann passt der Winkel des Seillaufs ja nicht. Ich möchte ja nicht generell einen Freifahrtschein fürs Sichern im Sitzen ausstellen. Wie schon geschrieben kommt es immer auf die Einzelsituation an.

  5. Marlon sagt:

    Hallo zusammen….. mag hier mal kurz erzählen wie ich mich mal anschautzen lassen durfte!
    Der Sichernde am Grigri wirkte doch deutlich leichter als die Klettern de die im Vorstufe unterwegs war…. da ich selbst als Übungsleiter ausgebildet bin komme ich nicht drum herum die Leute beim sichern zu beobachten, und da fällt mir der wohl häufigste Fehler am Grigri auf. Komplett umfasst, Bremsunterstützung außer Kraft gesetzt und es scheint er hat auch das Bremseil nicht in der Hand. Also nicht mal die Gaswerkmethode bei der das Bremseil zumindest von drei Fingern „beachtet“ wird..
    Nun gut, darauf angesprochen erklärt er mir seine glorreiche praktische Anwendung recht abschätzig, es sei nämlich egal das die Finger auf der Unterseite des Gerätes sind, er hat ja den !kleinen Finger! am Bremseil….
    „Tja, das ist aber falsch“, langsam ärgert mich der Typ!!
    Schnauft der mich dich an und schmeißt mir die Aussage „weist was, ICH bin Übungsleiter!“
    Total beeindruckt von dieser Meldung zog ich mich zurück, meldete ihn der Hallenaufsicht und habe fertig….
    Ich finde es sehr schade und fahrlässig, dass jemand als „ausgebildet“ auf die Leute los gelassen wird der dann so sichert! ich frage mich ernsthaft wie der durch die Ausbildung kam u wo er die gemacht hat da ich es mit sehr gewissenhaften Leuten bei meiner Ausbildung zu tun hatte!
    Die haben nämlich auch erwähnt dass es einfach zu wenig Leute gibt die Fehler in den Hallen oder sonst wo ansprechen! Soziales Gewissen, Hilfsausdruck…. oder einfach mal, die Bedienungsanleitung lesen

    • dennis sagt:

      Hey Marlon,

      ja, solche Reaktionen kennen wir nur zu gut!
      Es wird in absehbarer Zeit einen zweiten Teil dieses Artikels geben, da kommen solche Erfahrungen auch drin vor.
      Manchmal ist es schon komisch, wie lernresistent die Leute sind und vor allen Dingen die „alten Hasen“. Vergangene Woche hat es bei uns in der Halle den ersten wirklich schweren Unfall gegeben. Wir selbst waren glücklicherweise nicht zugegen, aber die Kollegen haben berichtet, dass ein Kletterer mit 15 Jahren Erfahrung seiner Partnerin „mal eben schnell“ das Vorstiegsichern beibringen wollte. Das End‘ vom Lied war, dass der Kletterer aus sechs Metern Höhe auf dem Hallenboden eingeschlagen ist und zumindest bis der Notarzt da war wohl auch seine Beine nicht mehr spüren konnte. Ich hoffe zwar für ihn, dass das nur temporär war, aber wenn man es mal ganz fies formulieren will, ist er eigentlich selbst dran Schuld.
      Und vorgestern habe ich auch wieder eine Seilschaft gesehen: Sie sichert ihn völlig falsch und fast panisch im Vorstieg. Nachdem ich die beiden darauf angesprochen habe, tun sie erst einsichtig, fünf Minuten später sichert sie ihn wieder im Vorstieg. Die Punkte, die ich massiv bemängelt hatte hat sie zwar jetzt halbwegs im Griff, aber wirklich gut sieht das dennoch nicht aus.
      Ich sag‘ nur: Darwin!

  6. Stephan sagt:

    Sehr guter Artikel, lohnt sich auf jeden Fall hin und wieder mal reinzuschauen! Für Neulinge sollte das eine Pflichtlektüre sein!

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